weitertanzen von friederike jehn

wer liebt ist verletzbar - interview mit friederike jehn

 

 

Friederike Jehn
Bild © Michael Mann
Regisseurin Friederike Jehn ist Absolventin der Filmakademie
Baden-Württemberg in Ludwigsburg im Bereich Regie und Drehbuch.

Seit 2005 lebt sie in Berlin und arbeitet als freie Regisseurin und Autorin.


Wie bist du auf die Idee für diesen Film gekommen?

Ich wollte einen Film über eine Frau machen, die durch ihr enormes Bedürfnis nach Sicherheit ihre Liebe gefährdet. Eigentlich ein Paradoxon: je mehr sie etwas festhalten möchte, desto mehr zerrinnt es ihr zwischen den Fingern.

Spielt heiraten in deinem Leben eine wichtige Rolle?

Es es ging mir bei diesem Film nicht um die Hochzeit an sich, sondern ich habe die Hochzeit einerseits als starkes Bekenntnis zweier Personen und andererseits als Fest, das dieses Bekenntnis gleich mal auf die Probe stellt, nutzen wollen. Es war nicht meine Absicht, einen Film über eine Hochzeit zu machen: Weitertanzen ist für mich ein Beziehungsfilm, ein Liebesfilm, der zum Großteil auf einer Hochzeit spielt.

Spiegelt der Film  deiner Meinung nach die heutige Situation junger Menschen wieder?

Ich glaube, dass wir "um die 30-jährigen" eine Generation sind, die viel zweifeln, viel suchen und viel ausprobieren. Weil wir viele Möglichkeiten hatten und haben. Ich denke, dadurch glauben wir manchmal nicht, dass es das jetzt sein soll- der Beruf, den wir haben, die Liebe, die wir jetzt haben.

Ist der Schluß des Filmes für dich ein Happy-End?

Für mich ist der Schluss ein Happy End. Nicht weil ich sicher bin, dass Maren und Arno für immer zusammenbleiben, sondern weil sie sich echt, unverfälscht und klar mit all ihren Ängsten und Schwächen begegnen und somit eine Chance miteinander haben. Dafür mußten sie erst einmal durch ihre Hochzeit gehen, um sich so blank gegenüber zu stehen. Ob das dann weiterhin mit ihnen klappt, weiß ich nicht. Aber das war mir von Anfang an wichtig: ich wollte Hoffnung erzählen.

Was waren die Herausforderungen für deinen ersten abendfüllenden Spielfilm?

Eine der größten Herausforderungen war für mich über die Komplexität des Stoffes die Spannung zu halten und dazu die Innerlichkeit von Marens Ängsten, Zuständen und Handlungsgrundlagen nachvollziehbar zu machen. Denn: Arno liebt sie, das war mich wichtig, das sollte klar sein. Aber er sollte sie noch nicht gut genug kennen.

Wie kommt es, dass so viele Filmakademie-Absolventen aus Ludwigsburg im Team sind?

Ludwigsburg ist eine Schule, die gemeinsames Arbeiten sehr fördert. Ich habe das immer sehr gemocht und so über mehrere Projekte Menschen getroffen, die sowohl Freunde als auch wichtige Partner beim Filmemachen geworden sind. Und es hoffentlich auch bleiben. Mir ist diese enge und vertraute Zusammenarbeit sehr wichtig.

Wie war es für dich, neben den tollen jungen Darstellern mit Ingrid Caven zu arbeiten?

Es war eine tolle, sehr interessante Erfahrung mit einer so erfahrenen „grande dame“ des deutschen Films zu arbeiten, die ihre Wurzeln des Filmschaffens in einer so anderen Zeit hat.

Was hat dich an der Figur der Maren am meisten gereizt?

Maren begeistert mich, da sie gegen alle Widerstände versucht, dieser unbekannten Lage Herr zu werden und ihre Position zu finden. Maren muss sich in den Tunnel ihrer Ängste begeben, um sie zu bewältigen. Wer liebt, ist verletzbar. „Weitertanzen“ ist ein Plädoyer für die emotionale Echtheit, für den Mut zur Verletzlichkeit.



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